Famakan Magassa
Mali
2024
bildender Künstler
* 1997
Famakan Magassa erhielt 2018 seinen BFA am Conservatoire Arts etMetiers Multimedia Balla Fasséke Kouyaté in Bamako, Mali. 2019 stellte er zum ersten Mal aus: darunter Präsentationen im L’Institut-Français du Mali und in der Fondation La Maison de l’Artiste in Assinie, Elfenbeinküste. 2021 waren seine Werke in der Ausstellung „Hotel Sahara“ im BETC, Paris, Frankreich, zu sehen. 2022 gab Magassa mit seiner Ausstellung SOIFS sein Debüt in den USA in der Albertz Benda Gallery, New York. 2023 wurde Magassa mit dem Großen Preis des Norval Sovereign African ArtPrize ausgezeichnet. 2024/2025 ist er in Graz Artist in Exile der Kulturvermittlung Steiermark und der Stadt Graz.
Famakan Magassa, geboren und aufgewachsen in Mali war bislang mit der Außenwelt vornehmlich durch soziale Netzwerke verbunden und beobachtete und reflektierte, wie sich offene Gesellschaften entwickeln und welche Freiheiten sie ihren Bürgern geben.
Gleichzeitig wurden die Räume persönlicher Freiheit in Mali für ihn immer enger, die eigene Situation immer prekärer. In der Hauptstadt Bamako hat sich eine Militärjunta festgesetzt und regiert mit harter Hand. In achtzig Prozent des Landes beanspruchen diverse marodierende radikal-islamische Dschihadisten die Macht. Menschen, die sich nicht ihren Diktaten unterwerfen, klassifizieren sie als Feinde, auch Menschen islamischen Glaubens. Gegen sie richtet sich ihr Terror. Die internationale Gemeinschaft hat Mali aufgegeben. Truppen, die für Frieden sorgen sollten, sind gescheitert und wurden abgezogen. In Mali herrschen Schrecken und Gewalt.
Für Famakan Magassa ist ein freies Leben in seiner Heimat nicht möglich. Er geriet zunehmend persönlich in Gefahr. Seine Kunst, die Bilder, die er malt, stellen Themen, Beziehungen, Lebenshaltungen dar, die von autoritären muslimischen Herrschern als unmoralisch und als politische Auflehnung verstanden werden. Seine Arbeiten zeigen Gewalt und Unterdrückung in all ihren Facetten. Sie sprechen vom Drang nach Freiheit und persönlicher Entfaltung, der Unterdrückung von Lebensfreude, den Wünschen, sich ungezwungen zu verhalten und zu entwickeln.
Famakan Magassa lässt in seinen Arbeiten das Groteske und Irrwitzige aufscheinen, enthüllt nicht nur die Brutalität, sondern auch die bittere Lächerlichkeit der Verhältnisse. Er lässt über sie lachen, denn: Humor verleiht Stärke und ist eine Waffe gegen die sich gegenseitig bekämpfenden und die Bevölkerung unterjochenden Machthaber. Schlimmer kann er sie nicht infrage stellen. Deswegen musste er Mali so rasch als möglich verlassen.
Das Projekt „Writer in Exile“, das seit 1997 in Graz über die Kulturvermittlung Steiermark in Kooperation und Absprache mit dem Kulturressort der Stadt Graz kuratiert, organisiert und abgewickelt wird, wurde schon einmal – 2015 aufgrund des Krieges in Syrien – für die bildende Kunst geöffnet und hat damals Künstler:innen aus dem Kriegsland eingeladen.
Magassa wünscht sich ein sicheres und künstlerisch inspirierendes Umfeld. Er möchte produktiv arbeiten. Das kann er jetzt in Graz, dank der Möglichkeiten, die ihm hier geboten werden. Der Künstler kann seine Kreativität entfalten. Er kann sich weiter entwickeln, auch im Austausch mit den Künstler:innen vor Ort.
Die rätselhaften, wellenförmigen Figuren, die nach wie vor Magassas Leinwände bevölkern, sind eine direkte Anspielung auf die Kourédougas – geheimnisumwitterte rituelle Tänzerinnen und Tänzer. Die Kourédougas sind Mitglieder einer nicht-religiösen Gemeinschaft, die einem Verhaltenskodex und einer Philosophie folgen, die Weisheit, Rechtschaffenheit und Demut betonen. Das sind Werte und Ideale, die auch für Famakan Magassa eine besondere Bedeutung haben. Äußerlich sind die Kourédougas an ihrer festlichen und extravaganten Kleidung aus Hüten, Federn, Objekten und Schmuck zu erkennen, mit denen sie ihren Sinn für Würde und Schönheit zum Ausdruck bringen.