Stipendium der Stadt Graz
Andra Rotaru
Bukarest, Rumänien
2024/2025
Autorin
*1980
Andra Rotaru arbeitet an der Schnittstelle zwischen den Künsten und hat an mehreren gemeinschaftlichen Projekten in Rumänien und im Ausland mitgewirkt. Einladungen zu Lesungen, Panels und Präsentationen führten sie an verschiedene Orte in Europa und in Nord- und Südamerika. Sie veröffentlichte die Gedichtbände Intr-un pat, sub cearşaful alb [In einem Bett, unter dem weißen Laken] (2005), Ținuturile sudului [Die südlichen Gegenden] (2010), Lemur (2012) und Tribar (2018). Für Lemur wurde sie mit dem Preis „Nachwuchsdichterin des Jahres“ ausgezeichnet. Der Debütband wurde ins Spanische übersetzt (En una cama bajo la sábana blanca, Bassarai, 2008), Lemur erschien 2018 in der amerikanischen Übersetzung von Florin Bican bei Action Books, Tribar erschien 2022 auch in der amerikanischen Übersetzung von Anca Roncea bei Saturnalia Books. (via elifverlag.de/portfolio/andra-rotaru)
Jurybegründung
Die 1980 in Bukarest, Rumänien, geborene Andra Rotaru ist eine Sprachtänzerin zwischen den Disziplinen. Ihre poetischen Texte konfrontieren die gesprochene Sprache mit der gestischen Sprache, rücken den Körper in den Blickpunkt und eröffnen ungewöhnliche Räume. Sie sind in vielfacher Hinsicht grenzüberschreitend und speisen sich aus bedeutenden Texten der Welt- und Fachliteratur. Passagenweise klingen sie wie poetische Anweisungen zur Performance. In spartenübergreifenden Kooperationen positioniert Rotaru ihre Poesie an der Schnittstelle zu Tanz, Film, Fotografie, Kunst, Musik und Experiment. Hinter ihrem Körperbegriff lässt sich eine beeindruckende Arbeitsweise erahnen, die sich vom Archaisch-Mythischen ebenso beeinflusst zeigt wie vom Wissenschaftlichen und Technoid-Phantastischen. Aus diesem überzeitlichen Reflexionszusammenhang ergeben sich kritisch-phänomenologische Betrachtungen des Menschen.
Abgesehen von ihrem eigenen literarischen Schaffen, das vier vielbeachtete Gedichtbände umfasst, in 20 Sprachen übersetzt und auf internationalen Podien präsentiert wurde, setzt sich Andra Rotaru auch für die internationale Vernetzung der literarischen Szenen ein und hat die multimediale und multilinguale Zeitschrift Crevice gegründet. Sie organisiert Literaturveranstaltungen und Kulturprojekte und ist auch als Kulturjournalistin tätig.
In dem eingereichten Projekt mit dem Titel CONTENT NOT FOUND will sich die Autorin mit Hilfe von intertextuellen Bezügen u. a. zu Texten der Schauerromantik und der Wiener Gruppe, mit Collagen aus Grazer Alltagseindrücken und Sprachsplittern und mit anderen experimentellen Techniken im Umgang mit Sprache und Choreografie (Robert Laban) den verdeckten Bedeutungen der Sprache widmen.
Fotos © Foto Fischer
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